

Munich Security Report 2025
Ob die Welt bereits multipolar ist oder es jemals sein wird, ist umstritten. Die „Multipolarisierung“ der Welt ist jedoch unübersehbar: Zum einen verlagert sich Macht auf eine größere Anzahl von Akteuren, die die Fähigkeit besitzen, wichtige globale Entwicklungen zu beeinflussen. Zum anderen erfährt die Welt eine zunehmende Polarisierung sowohl auf der zwischen- als auch auf der innerstaatlichen Ebene.
Multipolarization
Der Munich Security Report 2025 analysiert die weitreichenden Folgen der Multipolarisierung der internationalen Ordnung. Für viele Entscheidungsträger:innen und Menschen rund um den Globus ist eine multipolarer werdende Welt vielversprechend. Jüngste Trends deuten jedoch darauf hin, dass die negativen Auswirkungen einer zunehmenden Multipolarität überwiegen, da die Gräben zwischen den Großmächten wachsen und der Wettbewerb zwischen verschiedenen Ordnungsmodellen einer gemeinsamen Bewältigung globaler Krisen und Bedrohungen im Wege steht. Der Bericht plädiert daher für eine „Depolarisierung“ und unterstreicht die Notwendigkeit substanzieller Reformen der internationalen Ordnung.
Inhalt
Der Munich Security Report erscheint in englischer Sprache. Weiter unten auf dieser Seite steht jedoch eine deutschsprachige Zusammenfassung zur Verfügung.
Überall auf der Welt löst die fortschreitende Multipolarisierung gemischte Gefühle aus. Die optimistische Lesart hebt die Chancen für eine inklusivere Weltordnung und für eine stärkere Einhegung der USA hervor, die an vielen Orten der Welt als zu dominante Macht angesehen wird. In der pessimistischen Lesart erhöht die Multipolarisierung das Risiko von Instabilität und Konflikten und untergräbt eine effektive internationale Zusammenarbeit. Während der Munich Security Index 2025 darauf hindeutet, dass die Menschen in den G7-Ländern insgesamt weniger optimistisch sind als die Befragten in den BICS-Ländern (BRICS minus Russland), wenn es um die Chancen und Risiken einer zunehmend multipolaren Welt geht, sind nationale Ansichten zu Multipolarität vor allem dadurch geprägt, wie man in den betreffenden Staaten auf die aktuelle und eine wünschenswerte zukünftige internationale Ordnung schaut.
In den Kapiteln nimmt der Munich Security Report 2025 acht Akteure in den Blick, die in unterschiedlichem Maße den Anspruch erheben, ein Pol in der internationalen Ordnung zu sein: Die Vereinigten Staaten (verfasst von Leonard Schütte), China (von Randolf Carr und Paula Köhler), die Europäische Union (von Nicole Koenig und Leonard Schütte), Russland (von Jintro Pauly), Indien (von Sophie Eisentraut), Japan (von Randolf Carr), Brasilien (von Nicole Koenig und Isabell Kump) und Südafrika (von Julia Hammelehle).
Der Bericht zeigt, dass auch die Visionen, die unterschiedliche Akteure von einer multipolaren Ordnung besitzen, polarisiert sind. Dies macht es zunehmend schwieriger, die bestehende Ordnung auf friedlichem Wege anzupassen, neue Rüstungswettläufe zu vermeiden, gewaltsame Konflikte innerhalb und zwischen Staaten zu verhindern, ein inklusiveres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen und geteilte Bedrohungen wie den Klimawandel gemeinsam zu bewältigen. Da die großen und weniger großen Mächte diese Herausforderungen nicht allein bewältigen können, wird ihre Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung sein. Doch damit diese Zusammenarbeit zustande kommt, könnte die Welt eine „Depolarisierung“ gut gebrauchen. Das Jahr 2025 wird zeigen, ob man darauf hoffen darf – oder ob die Welt noch tiefer gespalten wird, als sie es ohnehin schon ist.